Musik der 80er- und 90er-Jahre mit dem Hintergrund des politischen und sozialen Klimas
Mir ist bewusst, dass ich hier keine besonders eingängige, geläufige oder poppige, also populäre Musik vorstellen bzw. besprechen werde, und wenn, dann wohl nur wenige Ausnahmen. Dennoch oder gerade weil sie nicht populär und teilweise unbequemer und kantiger ist, ist alternative Musik es mehr als Wert gehört zu werden. Denn diese steht in Sachen Anspruch und Gefühl anderer ernst zu nehmender Künstler bspw. populärer Musik in nichts nach. Man denke da nur an Stücken wie “The Sparrows and the Nightingales” von Wolfsheim oder an die Bands Unheilig (“Geboren um zu leben”, Apoptygma Berzerk (“Shine On” und Project Pitchfork (“Timekiller”), die in der alternativen Szene zuerst ihre Heimat und Hörer gefunden haben und später auch außerhalb dieser Erfolge verbuchen konnten. Besonders Peter Heppner von Wolfsheim konnte mit seinem Solo-Projekt auch in den Charts höhere Positionen erreichen und wird heute in gängigeren Medien, wie im Radio-Format gespielt.
Ich vermute in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts war der gemeine Hörer noch nicht bereit, melancholischere und tiefgründigere Musik zu hören, wenn man mal von den musikalischen Erzeugnissen der New-Wave-KünstlerInnen der 80er-Jahre, wie sie u. a. von Human League, Ultravox und auch Depeche Mode produziert wurde, absah. Gerade Depeche Mode ist da wohl eine große Ausnahmeerscheinung, die sowohl in der alternativen Szene synthetischer Musik als auch bei den Hörern populärer Musik und anderer Szenen erfolgreich waren und sind. Stellten (und stellen) sie doch eine ausgewogene Mischung aus eben Pop, leichter Melancholie und ebenso Synthetic dar, die eben Synthiepop oder eben den sogenannten New-Wave ausmachen, mit der sie Hörende verschiedenster Hörgewohnheiten vereinten und zu begeistern wussten.
Die meisten Hörerinnen und Hörer populärer Musik der 80er-Jahre jedenfalls griffen wohl eher zu Stücken von u. a. Nena ("99 Luftballons") und Markus (“Ich will Spaß!”, was hiermit sehr bezeichnend ist). Denn sie wollten wahrscheinlich eher unterhalten werden und Spaß beim Hören haben und nicht über schweren Themen sinnieren oder sich all zu tief emotional darauf einlassen, was auch verständlich gewesen sein mochte, nach der recht belastenden politischen und sozialen Situation vergangener Jahre und Jahrzehnten.
Dabei möchte ich auch nicht die in den 70er-Jahren entstandenen Bands des sogenannten “Krautrocks” unerwähnt lassen, wie bspw. Amon Düül und Kraftwerk, die sowohl in den 70er- als auch in den 80er-Jahren ihren Höhepunkt hatten und gleichzeitig die nachfolgenden Künstler des New Waves maßgeblich beeinflussten.
Über die Jahre formierten sich zunehmend durch die nachfolgenden Generationen MusikerInnen, die viele andere Musikgenres, wie u. a. EBM (Electronic Body Music), Dark Electro und Dark Wave gründeten. Mit dieser dunkleren Ausdrucksart der Musik fanden die Künstler eine Möglichkeit, sich mit ihrer Musik den ernsteren Themen zu widmen und diese auf ihre individuelle Weise zu verarbeiten. Zu Anfang geschah dies noch ausschließlich, wie schon angedeutet, fernab vom Mainstream in entsprechenden Subkulturen, wie bspw. in der sogenannten “Schwarzen Szene”, die als Folge und Ausdruck des aggressiven sozialen Klimas gesehen wird, wie bspw. und vor allem bedingt durch den “Kalten Krieg” mit den entsprechenden Befürchtungen und eben sozialen Belastungen.
Es entstanden damit für die Künstlerinnen und Künstler und den geneigten Hörenden nachdenklicherer und tiefsinnigerer Musik, u. a. die alternative Szene für elektronische und synthetische Musik, in denen die meisten Bands und Projekte mit ihrer entsprechenden düsteren Musik ihr musikalisches Können unter Beweis stellten und die HörerInnen begeistern konnten.
Irgendwann war auch der oder die Radio-Hörerin - vereinfacht ausgedrückt - oder eben Hörende populärer Musik, die sich nicht festlegen wollten und nach eigener Aussage “alles” hörten, offener für Musik mit einem Moll-Charakter oder eben weniger leichterer Atmosphäre. Vielleicht haben die Dark Waver Wolfsheim mit ihrem oben schon erwähnten Song “The Sparrows and the Nightingales” dazu beigetragen. Später folgten dann Stücke von dem ehemaligen Kopf von Wolfsheim Peter Heppner zusammen mit Joachim Witt, wie “Die Flut”, die eine starke Note Melancholie und Tiefgründigkeit aufwiesen und dennoch ihren Erfolg verbuchen und neue Hörer für sich gewinnen konnten.
Heute erleben wir eine Welle, wohl von den eben diesen (genannten) Musikern losgetreten, die von u. a. Joachim Witt (z. B. “Ohne dich”) und man lese und staune mittlerweile von dem verstorbenen damaligen Schlagersänger Nino de Angelo bedient wurden.
Daher denke ich, dass noch eine Spur mehr Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit zwar immer noch sehr ungewohnt für die meisten Hörer sein mag, aber vielleicht dennoch den einen oder anderen Hörenden ansprechen mag.
Anmerkung in eigener Sache: Bewertung nach Kategorien
In dieser Kategorie “Musik & Astrologie” meiner Homepage werde ich zukünftig die besprochene Musik mittels Kategorien zusammenfassend darstellen. Anhand derer werde ich das jeweilige Album oder Lied beschreiben und bewerten. Sie sollen zunächst einmal folgendermaßen unterteilt und bezeichnet werden:
Anspruch/Qualität, Tiefgründigkeit/Melancholie, Tanzbarkeit/Rhythmus sowie Urprinzipieller Bezug. Und diese Kategorien sollen dabei Folgendes beinhalten:
Anspruch/Qualität: die Gesamtbetrachtung von Ernsthaftigkeit, Authentizität und empfundener Hingabe des Künstlers. Wenn Musik nur zum Zwecke des Geldverdienens geschaffen wurde, ist dies aus meiner Sicht deutlich zu hören und lässt daher oftmals die eben genannten Faktoren vermissen. Alben können zwar sehr gut produziert worden sein (formal ein großes Können des Produzenten deutlich werden lassen), aber inhaltlich wenig relevantes aufweisen.
Tiefgründigkeit/Melancholie: Lustige und spaßige Musik hat genauso seine Daseinsberechtigung wie nachdenkliche und ernste Musik. Diese möchte und kann aber eben nur auf der Oberfläche (und nicht in der Seele) etwas bewirken, nämlich unterhalten und zu guter Laune beitragen. Daher werden von mir entweder die Texte und/oder das musikalische Schaffen dementsprechend betrachtet, ob diese emotional zu berühren vermögen.
Tanzbarkeit/Rhythmus: Hier steht weniger die seelische Berührbarkeit im Vordergrund (schließt es aber nicht aus!), sondern ob die Musik mit ihrem Rhythmus zur Bewegung und eben zum Tanzen einzuladen vermag. Über diese Kategorie möchte ich den Charakter der Stimmung des Liedes oder des Albums darstellen.
Urprinzipieller (oder planetarischer) Bezug: Die subjektivste Kategorie ist wohl diese letzte der vier von mir aufgezählten bzw. verwendeten. Welche Energien drücken diese Musik für mich aus, werden hier vertont und werden durch die Musik von mir im Außen manifestiert? Diese Kategorie kann natürlich nicht mit Sternen bewertet werden, sondern beinhaltet eine Zusammenfassung der vorherrschenden, sich in Verbindung stehenden Energien, der daraus resultierenden und empfundenen Stimmung sowie letztendlich der Bezug zu einem Selbst.
Es ist dabei natürlich zu beachten, dass die kategorische Einteilung nur höchst subjektiv sein kann. Da ich schon vor vielen Jahren für ein Magazin und für meine eigene Internetseite (die heute nicht mehr existiert) Konzerte und Alben besprochen habe, wage ich auch weiterhin, Musik (nun an dieser Stelle) vorzustellen und auch subjektiv(!) zu bewerten. Eine objektive Bewertung steht mir nicht zu, da Musik immer etwas höchst Persönliches ist und ebenfalls etwas sehr Intimes sein kann, sowohl für den Künstler als auch für den Hörenden. Daher kann sie mehr über einen selbst aus als über die Kunst an sich aussagen.
Mit dieser Aussage stelle ich natürlich sämtliche Rezensionen/CD-Kritiken und auch meine eigenen in Frage. Aber ich möchte abschließend darauf hinweisen, dass eine Bewertung eines Liedes oder eines Albums (wie in diesem Falle) natürlich auch etwas über die Musik aussagen kann, und vielleicht findet sich der oder die Hörerin in meiner Wahrnehmung und Empfindung wieder. Es würde mich sehr freuen!
Auf diesem Artikel folgend werde ich demnächst ein etwas düsteres Album vorstellen und dabei auf mögliche versteckte und/oder verdrängte Gefühle eingehen.
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