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Ängste verstehen und auflösen! (Teil 1)

(Teil 1: Vorwort, Einleitung und das astrologische Grundgerüst)

Vorwort: Allgemeines über Ängste

Wenn ich behaupte, dass jeder sich schon in seinem Leben Ängsten ausgesetzt sah, die für ihn als etwas sehr Einschneidendes oder Hemmendes waren, dann liege ich damit wohl nicht ganz falsch. Und wenn es die Ängste in der Kindheit vor der Dunkelheit oder dem “bösen Onkel” waren, der einem beim Spielen auf dem Spielplatz "anmeckerte", weil man bspw. andere Kinder mit Sand bewarf.

Im Laufe der Zeit spielen die Ängste der Kindheit bei den meisten wohl keine Rolle mehr. Es treten dann in der Jugend oder im Erwachsenenalter eher andere Ängste oder Phobien in Erscheinung, bei denen wir aber meistens für uns Wege gefunden haben, damit umzugehen. Sei es die Angst vor bestimmten Tieren, wie Spinnen oder Schlangen oder die Angst vor Situationen, wie bei Höhen, Enge oder Menschenansammlungen, die wir zu meiden wissen, sodass sie nicht mehr groß ins Gewicht fallen. Dann bleibt der Besuch bei den Terrarien im Zoo eben aus, in dem sich die Spinnen oder Schlangen befinden. Oder wir meiden Großveranstaltungen und stellen uns nicht in die Menschenmenge, um unsere Platzangst nicht spüren zu müssen.

 

Dabei gibt es aber auch Ängste, die für uns eine besondere und wertvolle Funktion haben können, die uns bspw. vor bestimmten Gefahren schützen, wie die Angst vor realen und akuten Gefahren, wie eben vor giftigen Schlangen, Tiefen (Höhen), etc. die uns auffordern, vorsichtig zu sein.

 

Darüber hinaus gibt es Ängste, die uns tief im Inneren zu berühren vermögen und uns zu besonderem Verhalten zwingen können, ohne dass dies uns bewusst sein muss. So könnten wir z. B. bestimmte Personen oder Ereignisse unbewusst meiden, die bei uns ein großes Unbehagen auslösen, die eben auf eine tief sitzende Angst hinweist, mit der wir unter gar keinen Umständen konfrontiert werden wollen.

 

Die Ängste sind dabei so vielfältig und komplex, wie wir Menschen es in unserem Erleben und Verhalten sind!

 

All diese Ängste gilt es besondere Aufmerksamkeit zu schenken, denn sie sind nicht zufällig da. Wir werden nicht zufällig mit einer Spinnenphobie konfrontiert, ebenso wenig müssen wir uns zufällig mit einer Verlustangst auseinandersetzen, die uns auffordert, eine bestimmte Person (oder einen bestimmten Typus von Mensch) festhalten zu wollen.

 

Genauso wie jeder eine bestimmte Angst oder bestimmte Ängste aufweist, so zwangen mich, besonders in meiner Kindheit, die unterschiedlichsten Ängste zu einem bestimmten Vermeidungsverhalten. Oder anders ausgedrückt, hinderten sie mich in verschiedenen Situationen daran, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen oder Tätigkeiten nachzugehen.

 

Da ich die ein oder andere Angst als Gegenstand meiner Erörterung machte und diese als Beispiel bei meiner Deutung behandelt habe, folgt nun eine genauere Beschreibung manche meiner Ängste.

 

P. S.

Zum besseren Verständnis meiner folgenden Einleitung: Mein persönlicher Bezug sei hier noch die Information bezüglich meines beruflichen Werdegangs erlaubt. Bevor ich mein Sozialwesen-Studium aufnahm, absolvierte ich eine Ausbildung zum Metallbauer. 

Ich hatte damals nicht die große Auswahl bei meiner beruflichen Ausrichtung, da ich ein Handwerk zu erlernen hatte, wie es in meiner Herkunftsfamilie so üblich war und erwartet wurde. So sah ich mich vor die Wahl gestellt, zwischen einer Maler-und-Lackierer-Ausbildung, einer Ausbildung zum Tischler oder eben zum Metallbauer, für die ich mich dann auch entschied.

Bei der Ausbildung zum Metallbauer mit der Richtung Konstruktionstechnik war es meine Aufgabe in der Werkstatt die entsprechenden Bauteile, wie Treppen- und Balkongeländer sowie Türen und Tore anzufertigen, um sie dann auf der Baustelle zu installieren.

Für meine Ausbildung zum Metallbauer suchte ich mir einen kleinen Familienbetrieb aus, in dem, was in so kleinen Betrieben wohl üblich war, ein etwas rauerer Ton und Umgang herrschte.

 

Einleitung: Mein persönlicher Bezug

Schon seit meiner Kindheit, und verstärkt in meiner frühen Jugend, ist Angst ein Thema für mich, das mich begleitet und dem ich mich mal stärker, mal weniger stark ausgesetzt sehe. Ob es nun Höhenangst, oder die Angst vor vielen Menschen zu sprechen ist, ich musste mich mit ihnen in meiner frühen Jugend und bis zum frühen Erwachsenenalter intensiv auseinandersetzen. Auch heute noch sind einige meiner früheren Ängste ständige Begleiter, die mich warnen und vielleicht aus für mich gefährlichen, zumindest aber unpassenden Situationen, fernhalten wollen.

 

Besonders die Angst, vor einer größeren Gruppe von Menschen zu sprechen, begleitete mich bis zu meinem Sozialpädagogik-Studium und wurde, während mancher Vorlesungen, wo es darauf ankam, besonders stark und dominant. Sie hemmte mich und hinderte mich daran, selbstbewusst vor größeren Gruppen zusprechen. Und dann wählte ich für mich auch noch ein Studium im sozialen Bereich aus, was aus der Distanz betrachtet, vielleicht eher einem aberwitzigen Vorhaben glich als einem bereicherndem Plan für das eigene Leben. Dies ist in etwa damit zu vergleichen (auch wenn dieser Vergleich dabei etwas hinken mag), als wenn jemand mit einer Höhenangst Dachdecker werden wolle.

 

Wobei ich mir mit meiner Höhenangst unbewusst eine Ausbildung aussuchte (zum Metallbauer), bei der ich gezwungen war, auf einer 10-Meter-ausfahrbaren-Leiter, die an einer Hauswand lehnte, hochzusteigen, um so auf einen Balkon im vierten oder fünften Stock zu gelangen. Dies war nicht die einzige Situation, in der mein überaus "einfühlsamer" Vorgesetzter von mir auf überaus “freundliche” Art verlangte, in für mich gefährlichen Höhen zu arbeiten. Jedenfalls mag dieses Ereignis verdeutlichen, dass viele Situationen, in denen wir geworfen werden, uns die Möglichkeit geben, sich mit unseren Ängsten zu konfrontieren und sich damit letztendlich auszusöhnen.

 

Aufgrund dieser Erfahrungen, die ich damals scheinbar zu machen hatte, entstand mein Anspruch, mich niemals wieder von meinen Ängsten derart beherrschen zu lassen! Dementsprechend war es mein Anspruch, mich bewusst Situationen auszusetzen, von denen ich wusste, dass sie mich ängstigen würden. Durch diese Art von Konfrontationstherapie (auch wenn ich von dieser damals noch nichts wusste) brachte ich mich in Situationen, die vor allem einer meiner Ängste, die Höhenangst, eher verschlimmerte (später dazu mehr!), andere wiederum aber auch zu mindern vermochten.

 

So bot mir das Studium, u. a. durch das Vortragen von Referaten die Chance, mich von dieser Angst befreien zu können. Meine damalige Hoffnung und auch Erwartung sollte sich erfüllen, zumindest so weit, dass ich meine Angst weitestgehend reduzieren und so mein Referat recht flüssig vortragen konnte (an dieser Stelle danke ich meinem damaligen Professor, der es uns mit seiner speziellen Vorlesung vereinfachte, uns unsere Ängste zu nehmen).

Große Reden vor einer größeren Ansammlung von Menschen werde ich wohl nie mit Begeisterung halten, aber ich konnte, durch die willentliche (oder auch bewusste) Konfrontation mit meiner Angst, diese soweit minimieren, dass sie mich nicht mehr allzu stark zu kontrollieren und zu beherrschen vermochte.

Insgesamt kann ich für mich heute sagen, dass nicht nur meine Metallbauer-Ausbildung sinnvoll war, sondern ebenso und vor allem mein Studium zum Sozialpädagogen/Sozialarbeiter, das - aus vielerlei Gründen -  einzig Sinnvolle war, was ich hätte beruflich machen können.

 

In den weiteren Jahren meiner Jugend beschäftigte ich mich jedenfalls auch intellektuell mit Ängsten, sodass ich sie und deren Hintergründe zumindest soweit verstand, dass ich mit ihnen halbwegs umzugehen lernte.

Auch wenn das obige Beispiel (mit der Angst vor vielen Menschen zu sprechen), keine besonders gravierende und besondere Angst ist, unter der ich zu leiden hatte, zeigt sie aber dennoch, oder gerade deswegen ganz gut (da sie für mich besonders gut nachzuvollziehen und zu verstehen war), dass man seine Angst auch bewältigen kann, wenn man sich dieser ganz bewusst aussetzt und sich so ihrer annimmt.

 

Während der letzten Jahre hatte ich zunehmend das Gefühl und entwickelte den Gedanken, dass unser eigenes Verhalten zur Intensität der Angst beiträgt. Damit meine ich nicht, dass wir die Angst stärker spüren, wenn wir uns mit dem Gegenstand der Angst konfrontieren, also wie bei der Spinnenphobie, wenn wir uns Spinnen aussetzen. Sondern dass unsere Ängste durch ein bestimmtes Verhalten, wie z. B. durch ein Vermeidungsverhalten (ich konnte dies noch nicht genau benennen!) Ängste sich verstärkten oder erst ausgelöst wurden. Nur wusste ich noch nicht genau, wie wir mit unserem Verhalten zu der Intensität der Angst beitragen würden.

 

Allein der Umstand, dass wir zu einer gewissen Phase des Lebens immer wieder verstärkt, mit unserer Angst konfrontiert werden (in einer bestimmten Phase begegnen wir bspw. immer wieder Spinnen, in anderen wiederum werden wir mit ihnen gar nicht konfrontiert), dürfte zumindest zum Teil diese Gedanken bestätigen. Denn ein entsprechendes Verhalten, wie bspw. das Vermeidungsverhalten, welches wir nachgehen oder ausdrücken, zeigt sich dabei meist ebenfalls in bestimmten und längeren Phasen. Vielleicht korreliert beides dabei? Jedenfalls konnte ich beim Schreiben dieses Textes dieses Phänomen näher beleuchten und erhielt eine Antwort auf die schon mir recht lang gestellte Frage.

 

Während eines beruflichen Seminars, an dem ich im Rahmen meiner sozialpädagogischen Tätigkeit teilnahm, wurde ich, nach einer längeren Zeit, wieder auf das Thema Angst aufmerksam. Darin wurde kurz über Ängste und den dahinter stehenden Werten gesprochen. Dies ließ mich zum einen wieder mit dem Thema der Angst beschäftigen und zum anderen inspirierte mich dieses Seminar dazu, eine Antwort auf meine lang gestellte Frage zu finden. So nahm ich diesen Ansatz mit den dahinter stehenden Werten zum Anlass, um meinen Gedanken wieder aufzunehmen und mich mit ihm intensiver zu beschäftigen. Dabei erweiterte ich den Ansatz für mich derart, dass es Werte sein müssen, die in der Vergangenheit verdrängt wurden und auf Persönlichkeitsanteile hindeuten, die hinsichtlich der Ängste nicht oder nicht ausreichend gelebt werden.

 

Wie genau dies meiner Meinung nach auszusehen, und wie sich das bei den Ängsten zu zeigen, vermochte, habe ich im folgenden Text versucht näher zu erläutern.

 

Bei dieser Ausführung über Ängste habe ich einen astrologischen Einstieg gewählt, da dieser auch der Aufhänger dieses Beitrages ist. Ohne den Ansatz der Astrologie, speziell der entsprechenden Häuserachse und den beiden zugeordneten Tierkreiszeichen als Basis für meine Erläuterungen, wäre ein besseres Verständnis der Angst aus meiner Sicht nur bedingt möglich, wie es sich mir auch später zeigen sollte.

Natürlich sind dabei andere Faktoren des Horoskops, wie insbesondere Saturn, besonders aussagekräftig und vermögen etwas über unsere Ängste auszusagen. In diesem ersten Teil dieses Beitrages aber möchte ich dennoch speziell die Häuserachse hervorheben und versuchen, auf sie näher einzugehen und plastischer darzustellen.

 

Zudem habe ich versucht, mittels verschiedener esoterischer Ansätze meine Gedanken zu untermauern sowie durch mehrere Beispiele diese konkret und nachvollziehbar werden zu lassen.

 

Ich hoffe nun, dass es mir gelungen ist, eine alternative (spirituell-esoterische) Sichtweise auf Ängste zu ermöglichen und Sie sich von meinem folgenden Beitrag das ein oder andere herausziehen können, was Sie dazu inspiriert, sich mit Ihren eigenen Ängsten zu beschäftigen!

 

Ich werde diesen doch recht umfangreich gewordenen Artikel in drei Teilen veröffentlichen. Der erste Teil stellt dabei dieses Vorwort und eine Einleitung dar, der zweite wird den thematischen und theoretischen Hintergrund beinhalten. Die konkrete Erläuterung meiner Herangehensweise bei der Bearbeitung von Ängsten anhand von Beispielen wird der dritte und letzte Abschnitt beinhalten.

 

Nun wünsche ich Ihnen viele Anregungen beim Lesen meines Beitrages!

 

Theorieteil


Astrologisches Grundgerüst

Kurze Darstellung des Horoskops

 

Ich werde zunächst in dem folgenden Abschnitt das Horoskop mit seinen Häusern und Tierkreiszeichen kurz erläutern. Der Schwerpunkt wird dabei, entsprechend meinem Thema, auf dem 2. und 8. Haus liegen. Damit mir die Beschreibung der Achse 2. und 8. Haus einigermaßen gelingt, ist es notwendig, vorher auf gewisse Begrifflichkeiten und Bezeichnungen ausführlicher einzugehen.

Das Horoskop (siehe Zeichnung) wird in einem Kreis dargestellt, welches in zwölf Abschnitten, den sogenannten Häusern und den entsprechenden Tierkreiszeichen (Widder zum 1. Haus, Stier zum 2. Haus bis Fische zum 12. Haus) eingeteilt wird. Je nach Geburtszeit können die ursprünglichen Zuordnungen der Tierkreiszeichen aber versetzt sein. So kann bspw. die Jungfrau, statt ursprünglich dem 6. Haus zugeordnet, im Horoskop einer Person an der Spitze des 4. Hauses erscheinen, wodurch das Thema der Jungfrau in dem 4. Haus erscheint.

 

Zeichnung
Zeichnung

Zudem weist jedes Tierkreiszeichen einen eigenen Herrscher auf (Mars herrscht über Widder, Saturn über Steinbock, usw.). Eine Ausnahme bilden dabei die Tierkreiszeichen Waage und Stier sowie Zwillinge und Jungfrau, die keinen eigenen Herrscher haben. Die erstgenannten (Waage und Stier) müssen sich die Venus teilen und Zwillinge und Jungfrau werden jeweils von Merkur beherrscht.

Weiterhin hat jedes Haus und Tierkreiszeichen ein gegenüberliegendes Tierkreiszeichen und Haus. So liegen z. B. dem 1. Haus und dem Widder das 7. Haus und das Zeichen Waage gegenüber sowie dem 3. Haus und Zwillinge das 9. Haus und Schütze gegenüberliegen. Und wenn von einer Achse die Rede ist, dann meint dies zwei jeweils gegenüberliegende Häuser und Zeichen, wie bei der im Folgenden näher beschriebenen Achse “2. und 8. Haus” mit den Tierkreiszeichen Stier und Skorpion.

 

Diese zwölf Häuser lassen sich weiterhin in vier Quadranten einteilen, in “Körper” oder auch das Äußere, das Ich (1. Quadrant: Widder bis Zwillinge), in “Seele” oder dem inneren Wesen (2. Quadrant: Löwe bis Jungfrau), in “Geist” oder die Umwelt, das Du (3. Quadrant: Waage bis Schütze) und der vierte Quadrant (Steinbock bis Fische) kann als “Gesetz” oder als Schicksal bezeichnet werden. Die Bezeichnungen der Quadranten sind dabei abhängig von der jeweiligen Richtung der Astrologie, wie die psychologische oder esoterische Astrologie, die “Hamburger Schule”, die astrologische Psychologie, etc.

 

Jedes Haus des Horoskops beschreibt die verschiedenen Lebensbereiche und stellt gleichzeitig den Entwicklungsweg des Menschen dar. Der Kreis beginnt beim 1. Haus mit dem Tierkreiszeichen Widder (und dem Herrscher Mars) und endet bei Fische (mit dem Herrscher Neptun). Das erste Haus symbolisiert das Aufbrechen und das Erobern von neuen Bereichen und Wirkungsfeldern. Beim 2. Haus (Stier mit der Herrscherin Venus) wird konsolidiert, hier wird das Eroberte abgesichert und gefestigt, das 3. Haus beschreibt das Hinaustreten aus dem eigenen Revier und die Erkundung des nahe liegenden Umfeldes. Dies geht so weiter bis zum Fische-Haus und -zeichen, in dem nicht mehr unsere sichtbare und gegenständliche Welt relevant ist, sondern die Transzendenz, die Welt hinter der Welt.

 

Achse "2. und 8. Haus"

Die Achse "2. und 8. Haus", welche auch als Werte- oder Besitzachse bezeichnet wird, beschreibt sowohl unsere Werte und den Schatten* (das Verdrängte) als auch das Vermögen, was in uns durch unsere Talente und Fähigkeiten angelegt ist. Darüber hinaus sind im 8. Haus die Werte verortet, die durch tief greifende Erfahrungen, eben durch das Ergründen unserer Geheimnisse und Abgründe im Leben entdeckt und gelebt werden wollen. Vor allem beschreibt das 8. Haus dabei die starke Fixierung an den seelischen oder geistigen Werten (des anderen). Dazu aber später mehr!

 

Dem 2. Haus, welches dem Tierkreiszeichen Stier (Herrscher Venus) zugeordnet wird, werden u. a. unsere Werte und Fähigkeiten zugeschrieben, die unser Selbstwertgefühl ausmachen. Was macht mich aus, was kann ich (über welche Fähigkeiten verfüge ich), was gehört zu mir und was nicht? Dies sind alles Fragen, deren Antworten es ermöglichen, ein klareres Bild und Gefühl von unserer Identität und Persönlichkeit zu erlangen. Diese Werte ermöglichen es uns, persönliche Sicherheit zu entwickeln. Je nach Zeichen, welches es in unserem Horoskop unser zweites Haus berührt, so ist auch unser Bedürfnis nach Sicherheit geprägt.

Befindet sich bspw. Widder am 2. Haus, dann kann ein gewisser Pioniergeist und der Wille, sich durchzusetzen der jeweiligen Person Sicherheit vermitteln. Bei Schütze am 2. Haus ist es die Suche nach der eigenen Wahrheit und der eigenen Lebensphilosophie, die uns das Gefühl von Wertigkeit und Sicherheit geben können.

Das 8. Haus, mit dem dazugehörigen Zeichen Skorpion (Herrscher Pluto), hingegen beschreibt nach der klassischen Astrologie die Werte und Besitztümer des anderen. Es geht dabei also zunächst um fremde Werte und Reichtümer, wie sie bspw. auf der materiellen Ebene durch Erbschaften, Steuern und Aktien und auf der immateriellen Ebene durch Fähigkeiten und Eigenschaften angezeigt oder symbolisiert werden. 

 

Dies soll uns hier aber nicht weiter interessieren, nur insofern, dass es um die Werte des anderen geht. Da das 8. Haus sich aber im “geistigen” Quadranten befindet (das 2. Haus im “körperlichen” Quadranten) und Skorpion ein "Wasserzeichen" ist (Stier hingegen ein "Erdzeichen"), geht es mir doch eher um die seelischen oder geistigen Werte und nicht um die materiellen. So kann es dabei oftmals um Werte gehen, die in der Interaktion mit unserem Gegenüber ausgehandelt werden müssen und die zu Konflikten führen können. Wenn ich dabei vom Gegenüber schreibe, meine ich damit feste und tiefere Beziehungen zwischen zwei Menschen. Denn das 8. Haus ist der Ort im Horoskop, in dem tiefe und intensive und damit oftmals langjährige Beziehungen zwischen zwei Menschen angelegt sind.

Des Weiteren geht es bei dem 8. Haus um Macht und Ohnmacht sowie um Tod und das Beenden und Einreißen von überholten Strukturen und Grenzen unseres Egos und unserer Identität. Das 8. Haus stellt ebenso unsere Tiefe dar, wo unser Schatten und damit unsere verdrängten Seelen- oder Persönlichkeitsanteile liegen.

 

Wenn sich das Tierkreiszeichen Widder am 2. Haus befindet, dann berührt gleichzeitig das gegenüberliegende Tierkreiszeichen Waage das 8. Haus (siehe Zeichnung!). Demgemäß können die Eigenschaften des Zeichens Waage, wie bspw. Friedfertigkeit und Harmonie, als Harmoniesucht und Konfliktscheue von Außen kommend erlebt werden, da diese möglicherweise verdrängt wurden. Gleichzeitig besteht dabei die Aufgabe, die Eigenschaften des Widders am 2. Haus zu leben. Wenn demnach ein angemessener Umgang mit seinen eigenen Aggressionen (um die eigenen Werte und das eigene Revier gegenüber anderen zu verteidigen) entwickelt wird, kann auch ein erlösterer Umgang bezüglich von Harmonie und Friedfertigkeit, ein diplomatisches Handeln, erreicht werden. Beide Häuser und deren Tierkreiszeichen bilden eine Achse und müssen daher zusammen betrachtet werden.

 

Bei Schütze am 2. Haus befindet sich gleichzeitig das Tierkreiszeichen Zwillinge am 8. Haus, was darauf hindeutet, dass es dieser Person schwerfällt, sich mit etwas Geringerem als der eigenen Sinn- und Wahrheitsfindung auseinanderzusetzen. Die für ihn kleinen und unbedeutenden Dinge und Tätigkeiten, wie das mühsame Lernen von “banalem” Wissen und “Nichtigkeiten” kann hier abgelehnt werden und ihm von Außen durch entsprechende Situationen oder Personen begegnen. Hier werden der eigene Anspruch und die eigene Wahrheit über das Maß hinaus gesehen (niemand kann mir das Wasser reichen! Ich bin im Besitz der Wahrheit!). Erst wenn diese hohe und absolute Meinung als Toleranz und Weitblick (Schütze) gelebt wird, können auch die für ihn vermeintlichen “kleinen und unbedeutenden Dinge” als wertvoll geschätzt und geachtet werden.

 

*Den Begriff “Schatten” hat der Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie C. G. Jung geprägt. Dort soll sich all das Verdrängte befinden, was wir an uns nicht akzeptieren und aus unserem Leben ausschließen wollen. “Unter Schatten verstehe ich den “negativen” Teil der Persönlichkeit, nämlich die Summe der versteckten, unvorteilhaften Eigenschaften, der mangelhaft entwickelten Funktionen und der Inhalte des persönlichen Unbewussten.” C. G. Jung - Über die Psychologie des Unbewußten, S. 68, ungekürzte Ausgabe, 5. Auflage, 1942, Walter-Verlag Olten, 1971, 41. - 45. Auflage, 1981

 

8. Haus und Ängste

Meine intensivere Beschäftigung mit der Astrologie und dem damit einhergehenden Deuten von Horoskopen lässt mich zu der Annahme führen, dass die Eigenschaften des jeweiligen Tierkreiszeichens am 8. Haus (wie eben anhand der Beispiele Waage und Zwillinge beschrieben) einem eher in unerlöster Weise im intensiveren Kontakt begegnen, und diese als störend empfunden werden können. Hier kann demnach, aus meiner Sicht, eine tiefe Angst liegen, die uns ein Leben lang unterschwellig begegnet und die wir gleichzeitig mit allen Mitteln zu vermeiden versuchen.

Mit Skorpion am 8. Haus kann die tiefe Angst oder das Unbehagen zu spüren sein, fremdbestimmt zu werden. Bei Wassermann in diesem Haus ist es die Angst vor Unabhängigkeit und dem Alleinsein. Denn Freiheit bedeutet auch, sich von anderen zu lösen und seine Individualität zu leben, ohne dabei von anderen vorrangig Unterstützung zu bekommen, die dann doch stark benötigt wird. Dabei kann schnell das Gefühl von Verlassensein empfunden werden. Und mit Widder am 8. Haus kann eine tiefe und unterschwellige Angst vor Konfrontation und Auseinandersetzung vorliegen.

Dementsprechend ist es auch kein Zufall, dass wir uns unbewusst Partner aussuchen oder allgemein Menschen im intensiveren Kontakt begegnen, die in irgendeiner Form einen Schwerpunkt unseres Zeichens am 8. Haus in ihrem eigenen Horoskop aufweisen. Dies sollte aber auch nicht weiter verwunderlich sein, stellt doch unser Schatten, all das Verdrängte, einen großen Reiz für uns dar, weswegen wir uns unbewusst stets in Situationen bringen und uns zu Menschen hingezogen fühlen, die unsere tiefe Angst und unsere verborgenen Werte berühren und damit von ihnen für uns eine starke (vielleicht uneingestandene) Faszination ausgeht. Attraktion und Aversion dürfte hier nahe beieinander liegen.

Oftmals stellte, bei meinen Deutungen von Horoskopen, recht häufig das Zeichen am 8. Haus des Horoskopeigners den AC des Partners/der Partnerin dar. Diese Aussage ist bei Weitem noch nicht repräsentativ genug, da ich dafür noch nicht ausreichend die Möglichkeit bekam, Horoskope von Partnerschaften zu deuten, dies sollte aber eine umfassendere Untersuchung wert sein.

 

Eine mögliche Erklärung der Angst durch verdrängte Persönlichkeitsanteile

Wenn wir also im Außen mit Eigenschaften und Gegebenheiten konfrontiert werden, die uns nicht behagen, uns ängstigen oder wütend machen, deuten sie auf unsere eigenen Persönlichkeitsanteile und deren Werte hin, die wir verdrängt haben und nun in unserem Schatten liegen. Damit begegnen wir unserem Schatten im Außen, stellvertretend durch Personen, Ereignissen und Bedingungen, die bei uns Verunsicherungen und Ängste und damit Konflikte auslösen können (nicht ohne Grund stellt das 8. Haus in der Astrologie auch das Haus der Konflikte und vor allem Krisen dar!).

Denn wenn wir uns unserer Werte nicht ausreichend bewusst sind, können durch einen fehlenden inneren und äußeren Halt (durch entsprechender Werte) Verunsicherungen und aus meiner Sicht auch Ängste ausgelöst werden.

 

Bei unseren nicht bewussten Werten, haben wir die Möglichkeit, durch die Auseinandersetzung mit dem Außen, also mit unserem Gegenüber, diese zu uns zurückzuholen und uns dieser bewusst zu werden. Denn durch Konflikte mit anderen Menschen haben wir die Möglichkeit, uns über unseren verdrängten Werten Klarheit zu erlangen. Wir sind dabei aufgefordert, durch den Standpunkt und Argumente des anderen, unsere eigene Wertvorstellung zu überprüfen, zu formulieren und auch zu finden und zu entwickeln.

 

 

Im nächsten Teil werde ich auf eine Definition des Angst-Begriffes eingehen und anhand von zwei Beispielen das Phänomen Angst in Bezug zu unseren Werten darstellen!

 

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