Liebe Interessierte!
Ich habe mir ein paar Gedanken zu der aktuellen Situation gemacht, in der wir uns gerade mit den Auswirkungen des Coronavirus befinden. Ich erlebe Menschen in meinem Umfeld, die sich teilweise große Sorgen machen und sich mit Hamsterkäufen absichern wollen, um so bei einer drohenden Quarantäne auf so wenig wie möglich verzichten zu müssen. Wiederum andere verlassen nicht mehr die Wohnung, um sich so, ausreichend vor der Gefahr der Ansteckung, zu schützen.
Im Folgenden werde ich nicht über die Notwendigkeit dieser Regelungen der Bundesregierung sprechen, sondern darauf eingehen, welche Chancen sich durch die erzwungenen Einschränkungen für uns ergeben können!
Ich hoffe, ich kann mit meinem Artikel dazu beitragen, dass es Ihnen auch in dieser Zeit der Einschränkungen soweit wie möglich gut geht!
Coronavirus - und die sich daraus ergebenden Chancen!
Die Welt und damit auch unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel! Wir werden mit einem Virus (Coronavirus, SARS-CoV-2/Covid-19) konfrontiert, der die Politik zu strengeren Maßnahmen für den Umgang untereinander zu veranlassen scheint. Ob die Maßnahmen angemessen und die Panik bezüglich des Coronavirus dabei gerechtfertigt sind, will ich an dieser Stelle nicht weiter diskutieren. Nur so viel, dass es immer besser ist, herrschende Meinungen zu hinterfragen und nach der eigenen sachlichen Einschätzung der Fakten zu einer eigenen Meinung zu kommen. Dafür kann es auch hilfreich sein, sich die Argumente beider Seiten anzuhören (zu lesen) sowie in sich selbst hineinzuhorchen und seinem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen, um sich so ein umfassenderes Bild machen zu können.
Davon unabhängig ist die Kontaktsperre oder -einschränkung real, die verhindern soll, dass sich Menschen in größeren Gruppen außerhalb der eigenen Familie zusammenfinden. Dadurch, dass viele soziale Einrichtungen, wie Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen, wie Schulen sowie kleinere und größere Dienstleistungsbetriebe, wie Friseure sowie der Einzelhandel, wie Baumärkte geschlossen haben, ist jeder davon ausnahmslos betroffen. Selbst Mitarbeiter von Firmen, die ihren Betrieb nicht eingestellt haben, sind teilweise durch eine erzwungene Kurzarbeit davon betroffen. Diese Maßnahme des Kontaktverbots (und weitere, die aktuell gerade von der Regierung besprochen werden, wie das Tragen von Mundschutz, etc.) sollen die rasante Ausbreitung dieser Viren verhindern.
Interessant für mich dabei ist aber eher weniger der medizinische Hintergrund und die möglichen gesundheitlichen und körperlichen Auswirkungen, sondern vor allem die Veränderungen, die viele Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ausgesetzt sind und gerade erleben.
Diese Veränderungen, unabhängig der zusätzlichen Angst bezüglich der Epidemie und ihren Konsequenzen, die auf vielen Ebenen des sozialen Lebens verschiedene Auswirkungen und Einschränkungen mit sich bringen und viele Menschen an ihre Grenzen bringen, stellen für uns auch Chancen dar.
Wenn ich schreibe, dass sich aus unserer Situation auch Chancen ergeben können, vermag dies für viele Menschen zynisch klingen, in Anbetracht der Angst und Panik, die gerade von vielen empfunden wird. Wenn wir uns allerdings nur auf die Angst konzentrieren und uns von ihr beherrschen lassen, vermag dies für uns kein guter Ratgeber sein. Daher sollte gerade in dieser Zeit auch das Licht am Horizont gesehen werden, das uns sagen möchte, dass es Hoffnung gibt und wir für uns aus der herausfordernden Zeit auch etwas Positives und Bereicherndes ziehen können.
Wozu zwingen uns gerade die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten?
- Abstand zu unseren Mitmenschen, näheren Bekannten und Freunden zu halten,
- unsere direkten und konkreten (also nicht unsere virtuellen) Kontakte zu reduzieren,
- den Aufenthalt in größeren Gruppen im öffentlichen Raum (ab zwei Personen) zu beschränken,
- Einkäufe (vor Ort) zu einzuschränken.
Und nun schauen wir darauf, welche Chancen sich für uns daraus ergeben?
- sich auf seine eigene Familie zu besinnen (sofern vorhanden), ansonsten,
- den Rückzug von seinem Umfeld auf sich selbst zu nutzen, um den Kontakt zu sich selbst zu finden und herzustellen,
- den einzelnen und nahestehenden Personen eine größere Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen,
- seinen Anspruch, an materiellen Dingen zu überprüfen und seinen Alltag mit den wenigen Dingen, die man zur Verfügung hat, zu gestalten (damit meine ich nicht nur das mittlerweile für viele unentbehrliche und heilige Toilettenpapier und Mehl).
Die eigene Familie und das gemeinsame Erleben
Sich auf die eigene Familie zu besinnen, heißt dabei nicht nur, wir leben in völliger harmonischer Eintracht und genießen die gemeinsamen Erlebnisse, die wir vorher nicht zusammen erleben konnten, da wir von unseren alltäglichen und beruflichen Verpflichtungen vereinnahmt wurden. Denn für manche von uns aber waren genau diese Verpflichtungen die Chance seiner Familie zu entfliehen.
Dementsprechend werden manche von uns genau damit konfrontiert, wovor man bislang flüchtete - vor den Liebsten!
Was heißt das aber nun für uns und welche Chancen sollten sich daraus ergeben, wird man sich nun fragen!
Als Erstes fällt mir dazu ein, dass es wohl eher die Konflikte sind, vor denen man zu fliehen versuchte und nun damit konfrontiert wird. So geht es vor allem darum, die bislang ignorierten und verdrängten Konflikte gemeinsam anzusehen und zu lösen. Natürlich müssen dazu auch die Bereitschaft und die Kraft vorhanden sein! Und nichts vermag wohl schwieriger sein, als mit sich selbst und den unangenehmen Dingen auseinanderzusetzen.
Schon allein, den Standpunkt meines Gegenübers anzuhören und wichtig zu nehmen, ohne darauf etwas zu erwidern, kann einem dabei schon sehr schwerfallen, da man es selbst ja ganz anders sieht!
Aber nur auf dieser Basis, dass man sich selbst zunächst soweit zurücknimmt und seinem Gegenüber das Wort lässt, damit er etwas über sich und seinen Standpunkt (am besten mit Ich-Botschaften*) sagen kann, kann eine konstruktive Konfliktlösung begonnen und erreicht werden. Und wer weiß nicht auch, dass wenn man den anderen erst einmal nur zuhört, ohne ihn zu unterbrechen, um seinen Standpunkt zu einem Thema zu erfahren, vielleicht seinem Gegenüber auch eine Seite zu entdecken vermag, die man vielleicht vorher so noch nicht gesehen hat.
Wenn der eine oder andere Konflikt so gelöst werden konnte (man sollte vielleicht dabei mit den weniger bedeutenderen Konflikten beginnen), kann eine Zweisamkeit und Nähe in der Familie wieder hergestellt werden, die man möglicherweise selbst vermisst hat.
*Nach dem Modell des Psychologen Thomas Gordon sollen “Ich-Botschaften” es ermöglichen, die eigenen Gefühle, die das (kritisierende) Verhalten des Gegenübers auslösen, zu beschreiben, ohne ihn/sie dabei herabzusetzen oder zu verletzen.
Diese Ich-Botschaften könnten bspw. so formuliert werden:
“Ich empfinde dein… Verhalten, als verletzend, etc.”. Oder: “Ich brauche erst einmal Abstand (dazu, zu der Situation, etc.) und möchte darauf später eingehen”.
Dies kann man äußern, wenn man das Gefühl hat, dass es einem zu viel wird. Auf jeden Fall sollte aber nicht zu viel Zeit vergehen, bis das Gesagte oder das Thema des Gegenübers wieder aufgegriffen und darauf eingegangen wird.
Es gibt noch weitere Techniken, die ein Konfliktlösungsgespräch ermöglichen und in verschiedenen Werken, wie “GABALs großer Methodenkoffer - Grundlagen der Kommunikation” von Walter Simon (GABAL Verlag GmbH, 2004, Offenbach, S. 62), aus dem ich hier zitiert habe, dargestellt wurden. Aber die Technik der “Ich-Botschaft” kann hierbei schon vieles bewirken und ein Gespräch zum Gelingen bringen.
Die Einsamkeit oder der bewusste Rückzug
Wenn jetzt jemand aber gezwungen ist, seine Zeit Zuhause allein zu verbringen, kann dies auch Chancen beinhalten, die man bewusst für sich nutzen sollte, um einen Gewinn aus der Situation für sich ziehen zu können.
Welche Chance kann aus es dieser Situation geben, wenn man sich Tag für Tag mit sich selbst beschäftigen muss und niemanden hat, der einem das Leben versüßt und bereichert? Wer kennt nicht das Gefühl: Man kann so viel tun! Wenn man zu zweit ist, macht es aber einfach mehr Spaß!
Ich kann dieses Gefühl ganz gut nachempfinden und die Gedanken nachvollziehen. Gleichzeitig weiß ich aber auch, was es heißt, die Zeit für sich ganz allein zu nutzen und zu wissen, welche Möglichkeiten daraus sich für einen ergeben!
Der Frust über die eigene Situation darf dabei ruhig da sein, er sollte auch gefühlt und ausgedrückt werden dürfen. Nach einer bestimmten Zeit aber, darf man ihn auch wieder loslassen, besonders bevor er anfängt, ein Eigenleben zu entwickeln und Macht über einen zu bekommen. Man darf auch parallel zu seinem Frust etwas tun. So könnte man sich in hineinhorchen und kreativ zu werden und die ein oder andere Idee entwickeln. Wenn dies noch nicht gelingen sollte, sodass Ideen einfach nicht kommen wollen, kann man dennoch etwas tun, wie bspw. etwas aufräumen oder aussortieren, also Aufgaben erledigen, die ohnehin schon anstanden und erledigt werden wollten. Dies vermag einem hinterher froh darüber und stolz darauf sein, endlich die Aufgaben erledigt zu haben, die schon länger anstanden. Darüber erhöht sich vielleicht auch die Motivation für andere Tätigkeiten, die einem Freude bereiten.
Vielleicht entdecken Sie so ein altes Hobby wieder, welches in Vergessenheit geraten ist oder sie haben andere kreative Ideen, denen sie schon immer mal nachgehen wollten, aber nie dazu gekommen waren. Die Möglichkeiten sind dabei nahezu grenzenlos.
Das Vermeiden von Treffen in größeren Gruppen im öffentlichen Raum
“... das Gute liegt so nah …”
“Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.”
Dieser erste Teil des Gedichtes “Erinnerung” von J. W. v. Goethe sagt schon beinahe alles aus, was ich dazu schreiben will!
Zunächst aber können sich folgende Fragen einem stellen:
Können wir auf eine Vielzahl von Kontakten eine Zeit lang verzichten, die sich außerhalb unseres engeren Kreises befinden, und es auch aushalten? Wie schwer fällt es uns, uns auch hier beschränken zu lassen und nur wenige Personen im direkten und engeren Kontakt treffen zu können?
Ja, wir können! Es mag zu Anfang zunächst einmal gehen und in den weiteren Tagen und Wochen wird es uns dann auch schwerfallen und uns wird damit auch klar werden, was alles damit zusammenhängt, aber letztendlich können wir auch hier, auf die Kontakte, die uns noch gegeben sind, beschränken. Und siehe da! Wir haben in unserem näheren oder engeren Umfeld, wie die Nachbarn, mit denen man sich von Garten zu Garten oder von Balkon zu Balkon unterhalten kann, interessante und bereichernde Menschen um uns herum. Und bei einem Austausch miteinander könnte uns gar auffallen, welch interessanten Beruf er ausübt oder mit welch spannender Tätigkeit er seine Freizeit verbringt.
Die Freunde oder Bekannte, mit denen man sonst die Zeit verbracht hat, werden mit aller Wahrscheinlichkeit auch nach dem Kontaktverbot noch da sein. Wie groß dann die Begeisterung sein kann, wenn man sich nach so langer Zeit wieder trifft! Freuen wir uns darauf!
Natürlich ist es auch möglich, dass die erzwungene Distanz auch nach dem Kontaktverbot nicht überwunden werden kann und sich herausstellt, dass man sich dann wenig bis gar nichts mehr zu sagen hat. Wer weiß, vielleicht merkt man dadurch auch, dass doch die Unterschiede zu groß waren und man sich eigentlich nichts zu sagen hatte. Aber soweit wird es wahrscheinlich bei den meisten auch gar nicht kommen (bei einer eingeschränkten Kontaktmöglichkeit von zwei oder vielleicht auch drei oder vier Wochen). Die Wahrscheinlichkeit, dass man bestehende oberflächlichere Kontakte (wie eben zu den Nachbarn, etc.) intensivere Kontakte zu Menschen aus dem eigenen, engeren Umfeld ergeben, die man vorher nicht gesehen hat, ist dabei höher.
Alles ist verfügbar - im Überfluss! Das Wenige, aber so kostbar!
Wir lebten (und werden möglicherweise auch nach der begrenzten Kontaktmöglichkeit noch leben) in einer Gesellschaft, in der Alles und zu jeder Zeit, mit nahezu ohne Einschränkung, zu bekommen war. Wir nutzten etwas, bis es entweder nicht mehr attraktiv oder reizvoll genug für uns war, oder wir verbrauchten es (nahezu verschwenderisch), was aber wahrscheinlich auch für die meisten nicht weiter dramatisch war, dann wurde es wieder eben eingekauft.
Nun sehen wir uns einer Situation ausgesetzt, in der nicht mehr alles und sofort verfügbar ist. Und in Anbetracht unseres vorhergehenden Überflusses und der Möglichkeit der dauerhaften und sofortigen Verfügbarkeit an materiellen Dingen ist die Panik natürlich groß. Und jetzt soll nicht mehr alles und sofort in ausreichenden Mengen vorhanden sein?! Ich muss auf etwas verzichten, wie soll ich diese Zeit nur überstehen!?
Diese Fragen klingen natürlich etwas sarkastisch, ist aber auch ernst gemeint! Verständlicherweise macht etwas Angst, womit wir nicht konfrontiert worden und somit es für uns eine neue Situation ist, der wir uns ausgesetzt fühlen.
Die Panik richtete sich bei uns in Deutschland vor allem auf das Vorhandensein von Mehl und Toilettenpapier, was auch immer sich da die meisten bei dachten, aber diese Dinge scheinen über die Maßen hinaus wichtig zu sein.
Die Chance, die sich daraus jedenfalls ergeben könnte, liegt auf der Hand: Die Reduzierung auf das Nötigste! Aber was ist das Nötigste? Jeder für sich hat da ganz unterschiedliche Ansichten und Bedürfnisse und so erlebt jeder auch für sich den angedrohten oder befürchteten Verzicht auf unterschiedliche Art und Weise. Das Gemeinsame dabei ist aber die Chance, das wenige wieder schätzen und achten zu lernen.
Ob es dabei nun die Möglichkeit ist, dass wir sparsamer und genügsamer werden oder dass wir unsere Vorräte entdecken können, die wir über die Jahre hinweg angesammelt haben, muss jeder für sich herausfinden.
Wir könnten auf jeden Fall jetzt einen Überblick darüber gewinnen, über was wir alles, auch jetzt noch nach über einer Woche der begrenzten Einkaufsmöglichkeit, noch verfügen. Des Weiteren könnten wir unser eigenes Verhalten und unsere eigene Sichtweise zu materiellen Dingen überprüfen und vielleicht einen anderen Bezug dazu herstellen. Vielleicht gewinnen wir auf einer anderen Ebene des Besitzes und der materiellen Werte, wenn wir diesbezüglich Verzicht üben müssen.
Zu wünschen wäre es für uns!
Schon allein deswegen, dass wir anderen Menschen auf dieser Welt, die sich nicht alles kaufen können und die nicht über den materiellen Überfluss verfügen, wie vielleicht die meisten von uns, mehr Mitgefühl entgegenbringen können und so unser Herz für andere Menschen zu öffnen!
Zum Abschluss
Wie oben schon angedeutet, geht es bei allen Dingen und Situationen, denen wir uns ausgesetzt sehen, darum, dass wir die zunächst aufgezwungene Lage akzeptieren und für uns das Beste daraus machen, sodass wir auch in diesen ungewohnten Zeiten glücklich und zufrieden sein können!
Wir können die Welt zwar nicht verändern, aber wenn wir bereit sind, die Chancen der Aufgaben, die das Leben an uns stellt, zu sehen, dann könnten wir anderen die Freude zurückzugeben, die man selbst dabei empfindet!
Ich wünsche Ihnen eine angenehme und konstruktive Zeit!
Herzlichst!
Michael Bitter
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